In Buch erinnert ein Gedenkstein in der Hobrechtsfelder Chaussee an Tausende ehemaliger Patienten der Bucher Krankenanstalten, die unter dem NS-Regime verschleppt und getötet wurden. Das Mahnmal war am Volkstrauertag 2012 in der Hobrechtsfelder Chaussee enthüllt worden. 
Zum einjährigen Bestehen des Denkmals werden 3 Korbinian Aigner (1885-1966) Apfelbäume rund um das Denkmal gepflanzt.
Es sprechen der Bürgermeister von Panketal, Rainer Fornell und Pfarrer Monn, katholische Kirche Mater Dolorosa. Musikalisch wird die Feierstunde von Musikern der Staatskapelle Berlin, dem Spatzenchor der Marianne Buggenhagen Schule und von Martin Blaschke, Jakob und Johanna Pumb begleitet. Bildhauer Rudolf J. Kaltenbach und Silvia Christine Fohrer.



Ort: Hobrechtsfelder Chaussee 150, 13125 Berlin-Buch

Spatzenchor Buch und Musiker der Staatskapelle
Spatzenchor Buch und Musiker der Staatskapelle
Kinder pflanzen Blumen
Kinder pflanzen Blumen
Pfarrer Monn
Pfarrer Monn
Martin Blaschke, Martin und Johanna Pumb
Martin Blaschke, Martin und Johanna Pumb
Korbinian Aigner Äpfel
Korbinian Aigner Äpfel
Bürgermeister Fornell
Bürgermeister Fornell

Audioformat der Rede von Pfarrer Monn aus Berlin-Buch

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitchristen! Buch, November 2013

 

Anläßlich der heutigen Pflanzung von drei Korbinian-Apfelbäumen, hier bei der Hobrechtsfelder Chaussee auf dem Gelände des Dr. Heim-Krankenhauses, gedenken wir der vielen Opfer in den Jahren 1939 bis 1945 unter der Herrschaft des NS-Regimes.

 

Gerade Kinder, Mütter, junge Leute und auch besonders viele Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Buch und Umgebung starben aufgrund völkerrechtswidrigen Verbrechen einer totalitären Gesinnung. Unmenschliche Bedingungen, Hunger und Kälte, bis hin zur Euthanasie waren die Gründe für so viel Leid und Tod.

 

Die Rassenideologie gab vor, wer Lebenswert, weniger Wert oder sogar nicht Lebenswert war. Man bedenke: fast alle Zwangsarbeiter - darunter auch Kinder und Kleinkinder mit ihren Müttern - wurden aus den eroberten Gebieten, vorzugsweise aus Osteuropa, verschleppt und zu harter Arbeit gezwungen - Polen, Russen, Juden und andere.

 

Als 1942 die militärische Lage sich verschlechterte, wurden die Umstände für sie noch bedrohlicher. Gerade die Schwächsten unter ihnen litten bitterlich und ihr Kampf ums Überleben war umsonst.

 

Ich möchte von unserer Überzeugung und unserem christlichen Glauben einige Gedanken dazu zum Ausdruck bringen:

 

Wenn der Mensch - damit ist auch eine Gruppe von Menschen mit einer gemeinsamen Absicht gemeint - gegen die Vernunft, die Wahrheit und das rechte Gewissen verstößt oder mit anderen Worten: wenn der Mensch sich gegen die wahre Liebe zu Gott und zum Nächsten stellt, aufgrund einer irrigen Anhänglichkeit an gewisse Güter, so verletzt er die Natur des Menschen und die menschliche Solidarität.

 

Sich versündigen heißt: ein menschliches Wort, eine Tat oder ein Begehren im Widerspruch zum ewigen Gesetz. Das gilt auch der Unterlassung; aus Feigheit, Angst oder durch Vertuschen unterlassen wir Widerrede, Gegenmaßnahme und Aufklärung.

 

Zum Himmel schreien die Sünden - wie die hl. Schrift sagt - das Blut Abels (des Gerechten), die Sünden der Sodomiten (der Ruchlosen), das laute Klagen des in Ägypten unterdrückten Volkes und die Klage der Fremden, Witwen, Waisen und der den Arbeitern vorenthaltenen Lohn.

 

Als Frau Rosmarie Pump vor zwei Monaten in der kath. Kirche in Buch ihren Vortrag „Ein Ort schweigt“ - gleich dem heutigen Thema - hielt, fiel mir das Kreuz mit dem darauf gekreuzigten Heiland über ihr hängend auf.

 

Gott sandte seinen eigenen Sohn, der ohne Sünde war, damit er die Schuld der Welt durch ein einziges, wahres Opfer für alle Zeiten hinwegnimmt und entsühnt. Der Mensch würde sonst mit seiner Schuld den Tod verdienen; aber durch den Glauben an den auferstandenen Herrn, der die unergründlichen Liebe Gottes offenbarte, darf gerade der Mensch Heil und Leben erfahren.

 

Ich denke, das Pflanzen der Apfelbäume steht symbolisch für Leben, für das Leben der Opfer aber auch für das Leben derjenigen, die Schuldig geworden sind. Vergessen wir nicht das Geschehene, aber sind wir auch keine Richter; Richter ist nur einer. Lenken wir unsere Blicke auf diese Bäume: Sinnbild vielleicht für das grüne Holz des Kreuzes – das ewige Leben.